Reisen zum Hören - Um die Welt mit Stefan Wintermeyer
19. November 2020

Braucht mein Hotel einen eigenen Podcast?

Braucht Ihr touristisches Unternehmen (es muss nicht unbedingt ein Hotel sein) einen eigenen Podcast? Sonst sind Sie ja auf Social-Media (z.B. Facebook und Instagram) auch aktiv und Podcasts sind ja bekanntlich gerade DER Hit.

Kurze Antwort

Nein, wahrscheinlich ist der Aufwand nicht gerechtfertigt.

Lange Antwort

Es kommt auf Sie bzw. Ihr Social Media Team an. Haben Sie überhaupt etwas interessantes zu erzählen? Reicht das Material für einen Podcast? Hören Sie oder Ihr Team bereits Podcasts?

Die Zahlen

Ich bespreche in diesem Post nur den deutschsprachigen Markt (DACH). Dafür greife ich die Analyse von Dirk Primbs auf. Er benutzt für seine Statistiken nur Zahlen von Apple Podcasts. Tatsächlich gibt es also noch mehr deutschsprachige Podcasts, die für uns relevant sind (z.B. die nur auf Spotify gehosteten).

  2019 (Juni) 2020 (November)
Anzahl deutschsprachiger Podcasts 15.205 34.635
Anzahl deutschsprachiger Podcasts in der Rubrik “Reisen und Orte” 191 514


Es gibt Ende 2020 über 500 deutsche Podcasts, die sich mit dem Thema Reisen beschäftigen!
2,7 mal so viel wie noch im Vorjahr.

Übrigens: So viele Podcasts kann kein Mensch hören. Will auch keiner. Die meisten dieser über 500 Podcasts sind langweilig und - man verzeihe mir das schwarz-weiß Malen - irrelevant. Da sind Podcasts nicht anders als Instagram-Postings mit dem Hashtag #hotel.

Ist Podcast wie Radio?

Eigentlich schon. Man hört beides. Aber Radio lässt sich nicht anhalten. Man kann keine Pause einlegen und später weiterhören. Man kann bei Radio auch nicht bestimmen, wann man etwas hören will. Radio ist wie ARD und ZDF im Fernsehen, nur halt ohne Bild.

Podcast ist da eher wie Netflix oder die ARD-Mediathek im Internet. Ich bestimme, wann ich was höre. Dabei kann ich im Podcast beliebig hin und herspringen und mir einzelne Teile noch einmal anhören.

Übrigens: Poweruser hören sich Podcast in 1,5-facher oder gar 2-facher Geschwindigkeit an. Aber das nur am Rande.

Wann hören Menschen Podcasts?

Das ist bei jedem anders. Ich höre sehr viel Podcast auf dem Weg zum Bäcker oder in den Supermarkt. Beim Spazierengehen. Andere hören Podcasts beim Bügeln oder vorm Einschlafen. Der Weg zur Arbeit ist ein weiterer sehr beliebter Zeitraum für viele Podcasthörer.

Jeder kann bestimmen, wann er/sie Podcasts hört. Das ist ja eins der großen Vorteile an diesem Medium.

Warum ist Podcast so besonders?

Audio schaft Nähe. Kinder hören gerne Hörspiele. Für Erwachsene gab es lange Zeit nichts vergleichbares. In den letzten Jahren wurde diese Lücke durch Hörbücher und Podcasts gefüllt.

Kino im Kopf!

Achtung: Es gibt auch schlechte Podcasts. Grauenvoll langweilige Podcasts. Sogar erschreckend viele. Radio konnte immer nur von Profis gemacht werden. Podcasts kann von jedem gemacht werden. Entsprechend ist die qualitative Bandbreite.

Wie oft und regelmässig muss ein Podcast erscheinen?

Marketingprofis sagen, das ein Podcast immer mit einer gleichen Periodenlänge erscheinen soll. Also z.B. jeden Montag, jeden 1. eines Monats oder einmal zu jeder Sonnenfinsternis. In einem anderen Blogbeitrag werde ich diese Theorie einmal separat behandeln. Gehen wir jetzt erst mal davon aus, das diese Aussage stimmt. Damit müsste Ihr neuer Podcast regelmässig erscheinen. Ansonsten wäre er zum Untergang verdammt.

Aber es gibt eine Alternative. Man muss nicht heute mit einem Podcast anfangen und diesen dann bis ans Lebensende durchziehen. Man kann auch inital sagen, das man in Staffeln arbeitet. Am Anfang sagt man dann dem Hörer: “Die Staffel 1 besteht aus 6 Folgen”. Man muss danach keinen zweite Staffel hinterher schieben, aber wenn der Podcast gut ankommt und man ein Jahr später neuen Stoff hat, kann man es machen. Man schließt mit dieser Vorgehensweise keine Tür. Die einzelnen Folgen der Staffeln kann man dann entweder im Wochenrythmus oder in Netflix-Manier alle auf einmal veröffentlichen. Das ist reine Geschmackssache.

Welche Podcast-Formate gibt es?

Es gibt ein paar Grundformate. Dabei ist es egal, ob die Personen im Studio/Wohnzimmer in einem Raum sitzen oder per Internet oder Telefonleitung sprechen.

  • Der Frühschoppen
    2-n Leute treffen und unterhalten sich. Das kann interessant sein, aber nicht selten ist es langweilig. Für den Hörer ist es schwer die einzelnen Stimmen auseinander zu halten und die Teilnehmer müssen auch etwas Interessantes zu erzählen haben.
    Wie schwer dieses Format ist, zeigte “Die Quarantäne-WG” mit Thomas Gottschalk, Günther Jauch und Oliver Pocher. Dieser Podcast am Anfang der Corona-Epidemie wurde nach drei Episoden eingestellt. Und das waren drei absolute Medien-Profis.
  • Das Interview
    Ein Spezialist wird zu einem Thema befragt. Ein Klassiker.
  • Ein Mensch spricht/erzählt
    Das ist oft so eine Art Audio-Tagebuch. Kann aber auch eine Art Nachrichtensendung oder Audio-Newsletter sein.
  • Das Feature
    Eine Art Hörspiel. Im Feature geht alles. Gut gemachte Features sind unheimlich spannend und interessant. Aber der Produktionsaufwand ist enorm. Der Reisepassnummer Podcast benutzt das Feature-Format.

Brauche ich eine(n) gute(n) Sprecher(in)?

Die Stimme muss sympatisch und sollte authentisch sein. Ganz klar: Es gibt Stimmen, die sich nicht für dieses Medium eignen. Da muss man nicht drum rum reden.

Man muss aber kein ausgebildeter Profi sein. Jeder kann einen Podcast einsprechen. Und es ist wie bei allem: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Mit der Zeit wird es immer besser. Man muss sich erst einmal daran gewöhnen, die eigene Stimme zu hören.

Von welchen Themen kann ein Hotel Podcast handeln?

Tja, … das ist eine wirklich gute Frage und kommt natürlich auf Ihren Betrieb an. Ein paar Denkansätze:

  • Sie können in Ihrem Podcast die einzelnen Abteilungen Ihres Hotels in einzelnen Episoden vorstellen. Das funktioniert mit allen der obigen Methoden. Sie können z.B. Interviews mit Ihren Mitarbeitern führen. Wenn Sie ganz mutig sind, können Sie natürlich auch Interviews mit Ihren Gästen führen.
  • Sie können Geschichten aus der Vergangenheit Ihres Hauses erzählen. Anekdoten.
  • Lassen Sie Ihren Chefkoch Rezepte erklären und wie in einer Kochsendung nachkochen. Veröffentlichen Sie das Rezept in den Shownotes zum Podcast und Ihrer Webseite. Fotos von der Aktion dann gerne auf Ihrem Instagram- und Facebook-Account.
  • Erzählen Sie wie Ihr Betrieb durch die Corona Epidemie manövriert.

Tipp: Hören Sie erst einmal andere Podcasts. Wenn Ihnen einer besonders gefällt, dann überlegen Sie sich, ob Sie etwas ähnliches für Ihren Betrieb machen können.

Alternativ können Sie natürlich auch einfach Geld in die Hand nehmen und sich von einem Experten beraten lassen. Hier schon mal meine E-Mail Adresse: stefan@wintermeyer.de Ich gehen mit Ihnen gerne im Rahmen eines Workshops die verschiedenen Möglichkeiten durch, erarbeite mit Ihnen ein Konzept und helfe bei der Durchführung.

Welche Podcasts soll ich mir mal anhören?

Puhhh… jeder hat einen anderen Geschmack. Ich will mich aber mit rausstehlen. Wenn Sie noch nie etwas mit Podcasts zu tun hatten und aus der Tourismus-Industrie kommen, dann empfehle ich Ihnen als Einstieg folgende drei (sehr unterschiedliche) Podcasts:

  • Reisepassnummer
    Der Esel nennt sich selbst zu erst. Man möge es mir hier verzeihen. Reisepassnummer ist ein Beispiel für das Feature-Format.
  • Reisen Reisen
    Hier erzählen Michael Dietz und Jochen Schliemann von ihren Reisen.
  • Die Korrespondenten in Singapur
    Lena Bodewein, Holger Senzel und Sohn Johnny erzählen einmal die Woche vom Korrespondetenleben in Singapur.

Warum sollte man überhaupt einen Podcast machen?

Eine gute Antwort wäre: Weil Ihnen die Produktion und das Medium Spaß machen. Das wäre sogar die allerbeste Anwort. Aber ich verstehe, wenn viele mit “Kundenbindung und -gewinnung” antworten.

Warum ist Podcast schwieriger als Instagram?

Sie können sich für einen Tag einen Fotografen engagieren. Der macht 20 tolle Fotos vom Hotel und noch mal 20 Fotos vom Essen. Das lässt sich alles mit einem überschaubaren Aufwand realisieren. Mit diesen Fotos können Sie auf Instagram eine ganze Weile arbeiten. Hin und wieder können Sie auch ein spontanes Fotos hinzufügen.

Podcasts bedürfen einer Geschichte. Das oft bemühte Storytelling ist essentiel. Wenn Sie ein Foto einer Nachspeise auf Instagram veröffentlichen, dann brauchen Sie dafür keine Geschichte. Es ist nicht mal wichtig, ob diese Nachspeise überhaupt gut schmeckt. Beim Podcast ist das anders.

Was ist die Alternative zum eigenen Podcast?

Falls Sie das Thema Podcast spannend finden, aber (noch?) keinen eigenen Podcast produzieren wollen/können, dann empfehle ich Ihnen den Kontakt zu bereits etablierten Reise-Podcastern zu suchen. Podcaster sind Influencer. Die freuen sich immer über neuen Content und natürlich auch über die Möglichkeit damit Geld zu verdienen. Natürlich können Sie auch klassisch Werbung in solchen Podcasts schalten. Ich empfehle aber eher Podcaster gezielt einzuladen.

Auch hier helfe ich Ihnen bei der Auswahl gerne weiter.

Noch Fragen?

Fragen Sie! Sie erreichen mich am besten per E-Mail (stefan@wintermeyer.de). Ich rufe gerne zurück.

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